Freitag, 18. Februar 2011

In der Mitte stirbt ein Fluss

Mit der Bitte um Veröffentlichung schickt Werner Gysin diesen Brief:

Im Doubs (Jura) zerbricht das Ökosystem.

Die endemische Forellenart (Doubsforelle) inklusive der Spindelbarsch (Zingel asper), der im deutschsprachigen Raum Doubs-König, im Französischen Apron oder Roi de Doubs genannt wird, stehen seit ca. einem halben Jahr unmittelbar vor der Ausrottung, hervorgerufen durch eine Pilzkrankheit deren Ursache mit aller Wahrscheinlichkeit bei Gewässerverschmutzung, Wasserentnahme und einer zweifelhaften Wasserkraftregulierung zu suchen ist.

Apron Zingel asper (Roi de Doubs)

Diese oben dargestellte Fotografie wurde erstellt von Erimouche.
Einzusehen in Wikipedia (Version 8. Mai 2009)

In etwa könnte man sagen, dass der Doubs und seine Nebenflüsse in der Mitte von Europa entspringen. Diese Idylle von einzigartigen Gewässern, die Arten von Flora und Fauna beherbergen, deren Vorkommen eben nur da existieren, ist am Sterben. In einem von mir veröffentlichtem Schreiben wies ich darauf hin, dass die Erkrankung der Fische im Doubs nicht vom Schwall/Sunk-Betrieb des zuständigen Wasserkraftwerk verursacht würden, sondern dass die Verschmutzung und die immer stetige abnehmende Wassermenge dafür verantwortlich ist. Wie dem auch sei, mit dieser fast täglich zunehmender Katastrophe am Doubs sollten wirklich alle Register gezogen werden, die diesem jämmerlichem Zustand ein Ende zu setzen. So auch dem unsinnigen Schwall/Sunk-Betrieb, der das ganze Desaster noch begünstigt. Wenn es darum geht, dass aus welchen Gründen auch immer, weiterhin die Landwirtschaft und der Grundwasserbezug ausgebaut werden muss, sollte es doch von behördlicher Seite möglich sein, gesetzliche Auflagen zu lancieren, die der Landwirtschaft nur noch begrenzte Düngung in diesen Gebieten und vor allem in Flussnähe erlauben, aber auch andere Möglichkeiten für die Beseitigung der Tierfäkalien zur Verfügung stellen. Ich weiss, es ist vom eidgenössischen Departement für Energie ausgesehen nicht leicht den Stromkonzernen zu verbieten, dass im Wasserkraftwerk Chatelot am Doubs Schwall- und Sunkbetrieb gefahren wird. Aber wie heisst es so schön: Nichts ist unmöglich. Übrigens ist diese sehr unedle Art für die Gewinnung von elektrischer Energie zum Beispiel in Deutschland verboten, und das wird sicher seine Gründe haben. Um bezüglich in solchen Belangen politisch Druck zu machen, braucht es von uns Menschen friedlichen Widerstand um die zuständigen Politikbehörden endlich dazu zu bewegen, dass bezüglich Doubs endlich etwas unternommen wird und das nicht erst übermorgen. Wird nichts unternommen, wird sich die Lage vorübergehend sicher beruhigen, die nächste Katastrophe wird aber nicht lange auf sich warten lassen. Natürlich sind es in der Hauptsache Fischer die hier Alarm schlagen, aber wer denn sonst könnte die Situation besser sehen und beurteilen? Eines will ich hier festhalten, uns Fischer vom Doubs geht es in keiner Weise um die Fischerei. Denn Fischen kann man auch in anderen (noch gesunden) Gewässer. Nein, es geht uns um das Naturjuwel Doubs. Wenn man an den Uferwegen dem Doubs entlang wandert, stösst man immer wieder auf Orientierungstafeln, die einem informativ und sachlich auf die vorhandene Flora und Fauna in und am Doubs aufmerksam machen. Organisationen und Verbände, die dem Naturschutz wohl gesinnt sind, reissen sich die ..Arme hoch..., damit zu dieser einzigartigen Natur Sorge getragen wird. Auf der anderen Seite lässt das eidgenössische Departement für Umwelt es zu, dass ein Gebiet, das unter Naturschutz steht auf die übelste Weise von Landwirtschaft und dubioser Energiegewinnung zu Grunde gerichtet wird. Im persönlichem Gespräch mit Michel Baumann, dem Initiant dieser Aktion, und dem ich hier auch meinen Dank ausspreche für seinen Mut und sein Engagement in dieser Sache bin ich übereingekommen, diesen Artikel zu schreiben. Da stimmt was nicht. Da muss etwas geändert werden und zwar so schnell als möglich. Es darf nicht sein, dass wir Schweizerbürger weiterhin zusehen, wie unsere Politik achtlos solche Zustände wie sie zur Zeit am Doubs im Jura ablaufen akzeptiert und dadurch eine seltene Artenvielfalt inklusive ein Fluss in der Mitte von Europa zum Sterben verurteilt.