Rockmusik hörend und mitsingend ziehe ich mich auf dem Parkplatz um. Als ich das Radio aus- und das Auto zumache und mich auf den Weg begebe fällt mir erst auf, wie laut die Vögel zwitschern. Ein knackiger Frost liegt über der Landschaft und Fluss ist mit Dunstschwaden überzogen. Meine Güte war ich laut und prollig vorher auf dem Parkplatz.
Ein gutes Gefühl, nach dem harten Winter endlich wieder fishen gehen zu können. Am Wasser angekommen, baue ich meine altgediente 8er auf und bestücke sie mit einer Sinktipschnur und einem extraschweren Lachemoiboy Streamer # 1/0.
Jetzt aber auf, auf ins kühle Nass. Weil ich ein Stück oberhalb des Platzes eingestiegen bin, den ich befishen will, nutze ich jetzt die Gelegenheit für ein paar Probewürfe. Ist das ätzend mit dem schweren Klump rumzuplatschen. Die ersten Würfe gehen alle in die Hose; und einer sogar in die Jacke. Umständlich muss ich den Streamer von der Jacke lösen. Zum Glück widerhakenlos, lässt er es nach einigen Verrenkungen mit sich geschehen. Also weiter. Neuer Wurf, wieder Mist gebaut. Schnur und Streamer sinken tief ab, weil mir die Schnur aus den Fingern rutscht und ich über einen kurzen Moment die Kontrolle über das System verliere. Die Folge: Hänger. Obwohl mein Streamer mit dem Hakenbogen nach oben läuft, hat er sich irgendwo eingepickt und ich muss ziehen wie ein Ochse. Das 25 er Mono hält; aber als der Streamer zum Vorschein kommt, ist der Haken ver- und aufgebogen und somit unbrauchbar.
Wieder kommen diese „Was tue ich mir da eigentlich an?“ Gedanken. Aber ich lasse mich nicht entmutigen und patsche weiter mit der Rute vor mich hin, stolpere im Fluss rum wie ein Nilpferd und geniesse trotzdem die herrliche Morgenstimmung im Fluss.
Nach einer weiteren Stunde und wenig gelungenen Würfen, beschließe ich sofort nach Hause zu gehen. Halt, ein Wurf noch: …Ok. Auch nichts. Irgenwann muss auch mal gut sein. Ich rolle die Schnur ein und laufe über eine Kiesbank Richtung Ufer.
Mit der Fliegenrute im Anschlag folge ich zwei vorbei fliegenden Kormoranen als würde ich auf sie schießen und drücke ab. Nichts passiert. Na ja, wenigstens habe ich ihnen einen ordentlichen Schreck eingejagt, hoffe ich völlig unbegründe und gehe müde um 9.00 wieder nach Hause. Warum tue ich mir das eigentlich an?
Nach einer Mütze Schlaf und einem opulenten Brunch bei dem zwei Stunden lang nicht über fishen gesprochen werden durfte, ging es dann nachmittags wieder los. Diesmal in Begleitung von Mr. Wrister (rutenschwinger certified FCMF). Er voller Tatendrang, ich eher mäßig motiviert und unausgeschlafen steigen wir in den Fluss. „Fish du vor!“ – „Nein, fish du vor!“, „komm jetzt geh und fish vor, ich bin noch nicht soweit…
Wrister fisht vor. Ich folge ihm im Abstand von 50 – 70 Metern. Drift um Drift fishen wir. Mittlerweile bin ich auf eine schwerere Schnur umgestiegen und komme mit dieser Gerätekombination jetzt wesentlich besser klar und tiefer runter als heute morgen. Nach einer dreiviertel Stunde hat Mr. Wrister den Zug zum ersten Mal durchgeackert und will gerade aussteigen als ich einen Biss bekomme. Kein Anhieb! Kein Anhieb! Kein Anhieb! Und ich kann widerstehen. Eher ungläubig hebe ich die Rute, aber erst nachdem es schon deutlich gezuckt hat, an und eine mittvierziger Forelle zeigt sich kurz darauf springend an der Oberfläche und verabschiedet sich wieder. Ausgehängt. Mist! Egal, wenigstens einen Biss gehabt. Diesen Biss alleine verbuchen wir schon als Erfolg, denn so oft sind Bisse nicht bei der geringen Forellendichte im Fluss. Wir steigen aus und machen eine kurze Pause, fachsimpeln und beschließen diesen Zug ein zweites Mal durchzupflügen, nachdem Wrister beteuert, dass hier noch mehr gehen muss. Ich bin einverstanden und fishe diesmal vor. Nach dem vierten oder fünften Wurf, Wrister sitzt noch am Ufer, habe ich einen massiven Biss.
Fish on. Dieser Fish scheint besser zu hängen und macht ganz schön Rabatz. Trotz aller Vorsicht, versuche ich den Drill so kurz wie möglich zu halten. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Jetzt bloß den Fish nicht auch noch verlieren; mit einer 25 er Vorfachspitze kann man schon etwas dagegen halten. Ich kann den Fish tatsächlich mit dem Kescher landen. Yeah, was für ein Prachtexemplar. Wahnsinn. Nach ein paar kurzen Aufnahmen darf die Bachforelle wieder gehen.
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Das rockt!!! Nanu, wo sind denn die ganzen „Warum tue ich mir das eigentlich an?“ Gedanken auf einmal hin? Sie sind weg. Für eine Weile. Sie werden wieder kommen. Denn Fliegenfishen kann oft richtig zäh und anstrengend sein. Da kommen schon mal Zweifel auf. Ich wurde gestern reich beschenkt. Das ist mir klar und ich bin dankbar. Glück gehört manchmal auch dazu, genauso wie zu akzeptieren, dass man auch öfter mal Keins hat und trotzdem Freude am Sport empfindet. Es geht nicht einfach darum einen Fish zu fangen, es geht darum, daß der Fish einen fängt.
Allen anderen die es versucht haben und noch versuchen werden will ich petri Heil und strammes Seil wünschen und noch einen Tip mit auf den Weg geben: Macht bei einem Biss auf gar keinen Fall einen Anhieb. Der Fish hängt sich selbst auf. Es ist verdammt schwer gegen diesen „Anhiebreflex“ anzukämpfen.
Eine besondere Ehre war es mir auch mal wieder, dieses Erlebnis mit Mr. Wrister zu teilen, der sich aufrichtig mit mir gefreut hat und dem ich diesen Fish genauso gegönnt hätte. Und tolle Aufnahmen hat er auch gemacht. Grosses Lob und Danke.
Mit vollen Hosen ist gut Stinken.
2 Kommentare:
ich frag mich grad eher:
„wieso tue ich mir das eigentlich nicht an?“
weiter so michael!
petri heil, strammes seil!
und warum tue ich mir das NICHT an? Aber bald wieder
Ein Petri für Michael
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