Donnerstag, 26. März 2009

Tipptag - Schnellschusspraxis

Auf diesem Clip wird ein ca. 300gr. schnellsinkender Schusskopf plus beschwerten Streamer und zwei Split Shots am Vorfach mithilfe einer 8er Rute in eine schnelle und tiefe Rinne präsentiert.

Nein, das ist nicht die feine englische Art wie sie die Trockenfliegenpuristen lieben; ist mir schon klar; aber die Umstände können solch schwere Artillerie erforderlich machen um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben.




Die Aufnahmen stammen von Mr. Wrister und entstanden am Sonntagvormittag so eher aus der Hüfte geschossen und sind, wie ich finde, gar nicht schlecht.

Zum besseren Verständnis, als Tipps und Anregungen gedacht, kommen hierzu aus der Schlaufmasche ein paar begleitende Worte. Denn ihr sollt was fangen.

Um auch Freude am Fliegenfischen mit solch massiver Gerätezusammenstellung zu haben seien mir vorab ein paar generelle Anmerkungen gestattet:

- Immer Polbrille tragen, die Dinger können ganz schön auskeilen, wenn man sie falsch bedient.

- Leerwürfe immer auf ein Minimum reduzieren

- Nur mit Schnurlängen arbeiten, die sich komfortabel werfen und fishen lassen, nicht immer die Schnur ans Limit rausballern. Lieber kürzere Würfe und die dafür gut präsentiert und konzentriert ausgefisht werden

- Der Winkel zur Strömung in dem gefisht wird und die Art und Weise wie die Nachschnur abgelegt wird sind mit entscheidend für die Tiefe in der gefisht wird.

Zum Wurfablauf:

- das Auf- und Abheben der Schnur:

Aus tiefer Position der Rutenspitze und mit dem Übergang von Sinkteil und Nachschnur in der Schnurhand (also nur ca. 4- 5 Meter des Sinkteils incl. 1 m Vorfach) außerhalb des Spitzenringes) wird die Rute langsam angehoben und die schwere Schnur nur mit wenig Kraft nach hinten und oben geworfen sobald sie das Wasser verlässt. Das Abheben erfolgt hier mit einer gleichzeitigen Drehung des Oberkörpers um ca. 90 Grad und somit fliegt der erste Rückwurf mit kurzer Schnur bereits auch um diese ca. 90 Grad versetzt, denn die Schnur folgt der Bewegung der Rutenspitze; und in diesem Fall auch der Körperdrehung. Im Bestfall ist die Richtung des ersten Rückwurfes bereits genau 180 Grad entgegen der Richtung des anvisierten Zieles querüber und stromab in Fishrichtung.

- ein Vorwurf ganz kurz auf das Wasser Werfen:

Ja das klatscht, stimmt. Schnur sofort (sie sinkt sonst zu tief) wieder abheben. Die Rute lädt sich jetzt stark auf, da die Adhäsion und der schwere Sinkteil richtig Widerstand bieten. Bei diesem einen Vorwurf lasse ich bereits etwas Schnur schießen, nicht zuviel; der Übergang von Sinkteil zur Nachschnur ist deutlich außerhalb des Spitzenringes.

- ein Rückwurf:

(Immer) mit tiefer Rutenspitze wird der Rückwurf eingeleitet. Wichtig ist die Richtung des Rückwurfes. Und zwar nach oben und nicht nach hinten und unten. Auch der Rückwurf im Clip ist schon fast zu tief... dazu wird während die Schnur nach Hinten fliegt (obwohl sie nach oben geworfen wurde) der Arm der sie geworfen hat noch höher gehoben (Drift).

- Noch ein Vorwurf und Kick it!

Nachdem sich die Schnur nach Hinten gestreckt hat ist sie jetzt in der Lage die Rute beim Vorwurf so stark zu laden, dass die Schnur sehr weit fliegen wird. Wichtig ist es, den Vorwurf langsam zu beginnen und erst am Schluss der Bewegung zu beschleunigen. Und jetzt: Die Rute hoch Stoppen und somit die Schnur nach vorne und oben Werfen. Die hoch abgeschossene Schnur zieht immer mehr Leine nach sich als eine tief abgeschossene. Und sie hat noch einen weiteren Riesenvorteil: Sie gibt dem Angler viel mehr Zeit die Schnur noch während ihres Fluges zu manipulieren (in diesem Fall zu reachen). Was in diesem Fall auch geschieht, Wenn auch sehr schnell. Dazu mehr in „zur Präsentation“

- Die Schnur wird in Klängen aus der Schnurhand geschossen:

Ungleich große Klängen sind am wenigsten anfällig für Verkuddelungen aller Art. Hierbei schiessen die längsten Klängen immer erst am Schluss.

.

Zur Präsentation:

- „Reachen“; stromauf reichen:

Geht im Clip sehr schnell und ist ganz kurz über der Wasseroberfläche ausgeführt und deshalb leider schlecht sichtbar. Der Effekt besteht darin, das die Schnur weitest möglich vom Angler stromauf abgelegt wird. So hat der Sinkteil mehr Zeit in die Fishzone zu fallen, den er wird sofort von der starken Strömung mitgerissen.

- dreckig tief

sofort nach dem reachen tauche ich die Rutenspitze unter Wasser und folge der Strömung mit der Rutenspitze am Grund. Dies hat zur Folge, dass die schwimmende Nachschnur schnell unter Wasser gezogen wird und meine gesamte Schnur jetzt sehr grundnah (und damit im Frühjahr fängig) über eine viel weitere Strecke läuft und somit effektiver fisht.

- den Wurf sauber ausfischen

Wie der Wurf sauber ausgefisht wird ist auf dem Clip nicht mehr zu sehen. Art und Führung des Streamers sind hier nicht zu sehen. Sonst wäre es ja auch zu einfach.

Wuha, da stehen einem ja die Haare zu Berge. Mit der teuren Rute über den Boden kratzen? Hat der sie noch alle? … Vielleicht habt ihr ja eine alte Rute oder wollt mal eine von den vollmundig ausgesprochenen Garantien der Hersteller in Anspruch nehmen.

Mir ist dabei noch nie eine Rute kaputt gegangen, aber ich schaff es irgendwann mal vielleicht.

Ab und an sollte man allerdings die Steckverbindungen kontrollieren, denn sie lösen sich unter Umständen bei dem Wasserdruck der auf sie einwirkt. Man kann sie aber auch mit Klebeband (Jesustape) abkleben, das ich immer am Blank mitführe.


Stimmt, sieht echt nicht schön aus.

Viele Flugangler mögen keine Sinkschnüre und man braucht sie auch tatsächlich nicht oft. Aber wenn man sie braucht, dann richtig dringend und ganz tief unten. Bei der Fisherei auf Steelhead und im Salzwasser sind solche Kombinationen nichts Ungewöhnliches. Wer weiss zu was man es mal brauchen kann.

Das war mein Schnellschuss zu schnellsinkenden Schussköpfen. Hoffe ihr könnt was davon brauchen.


1 Kommentar:

mitsch keil hat gesagt…

schönet ding, michi.
manchmal finde ich bloss die länge deiner blogs ein wenig einschüchternd- ich glaub ich wäre mit wenige r zufrieden.

so.

bestes,
mitsch